Eichelsdorfer Auswanderer an der Wolga.
Jagodnaja Poljana, Saratovskaya, Russland.
Jagodjana Poljana" - was ist das?
Das Wort klingt polnisch oder russisch, so werden Menschen unserer Zeit auf Befragen antworten, aber mehr kann ich damit nicht
anfangen. Verständlich, doch dieser Ortsname in Russland - und um einen solchen handelt es sich - steht in einer direkten
Beziehung zu unserem Heimatdorf. Die Wolgadeutschen haben diese Siedlung vor 200 Jahren gegründet, eine von 104 insgesamt.
Auch etwa 90 hessische Auswandererfamilien aus dem Raum Schotten und Nidda (darunter 30 Leute aus Eichelsdorf) waren einem
Aufruf der russischen Zarin Katharina 11. (der Großen) gefolgt, wagten die beschwerliche Reise in die Fremde und erreichten
nach einem Jahr ihr Ziel an der Wolga (65 km nordwestlich von Saratow) am 28. August 1767. Nach der Aufbauzeit nannten sie
ihre neue Heimat "Beeren-Feld" (russisch: Nagodnaja Poljana), weil es dort "Beeren aller Art, vor allem Erdbeeren, reichlich
in der Wildnis gab."
Auswanderung in einer so fernen Zeit- berührt das Thema die Menschen im 20. Jahrhundert? Nachdenkliche Leser ahnen hinter
der knappen Information über unsere Vorfahren, und manche erinnern sich aus ihrem Leben, welche Einzelschicksale mit der
Trennung von Angehörigen und Freunden, von Haus und Hof verbunden sind. Die Nöte und Sorgen der Menschen durch Vertreibung,
Emigration, politische und rassische Verfolgung, Gastarbeit und Asylsuche sind keineswegs Probleme vergangener Epochen, sie
erreichen uns täglich in Wort und Bild, und wir erfahren sie im Zusammenleben.