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Woldemar Spaar - Форум

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Форум » Гнаденфлюрский кантон » Литература о Гнаденфлюрском кантоне » Woldemar Spaar (unsere Landsmann aus Gnadenflur)
Woldemar Spaar
gnadenflurДата: Пятница, 26.12.2008, 21:09 | Сообщение # 1
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Статус: Offline
Das ist eine Geschichte von Woldemar Spaar ,unsere Landsmann aus Gnadenflur.

UNRUHIGER GEIST

Johann Becker... Ich hatte ihn vor einigen Jahren besucht. Und da — kam nun ein dringender Brief von ihm: „Besuch mich doch wieder einmal, ich habe Dir so viel zu erzählen..."

Leider mußte ich den Besuch aufschieben, da mir eine längere Dienstreise bevorstand. Na ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, dachte ich... Und daß mein Besuch ins Wasser fallen würde, wäre mir nicht im Traum eingefallen!
Drei Wochen später, als ich gerade dabei war, auf Besuch zu Johann Becker zu fahren, traf wieder ein Brief ein. Diesmal von Ernst, seinem Sohn. Ich riß den Briefumschlag auf und las:

„...Mein Vater... plötzlich... gestorben." Ich glaubte meinen Augen nicht. Nein, das konnte nicht wahr sein! Ich starrte schweigend noch lange auf den Brief. Johann Becker stand mir noch wie vor einigen Jahren vor Augen, wie er leibte und lebte: von hohem Wuchs, hager, aber derb und noch rüstig. Ich hörte ihn erzählen, hörte ihn lachen, hörte in seiner Stimme Freude mitschwingen...

„In Taliza... Ja, ja, in Taliza finden Sie den Mann, den Sie gerade suchen", sagte man mir im Rayonparteikomitee von Salessowo. Taliza sei eine Abteilung des Bolschewik-Sowjets
Tags darauf saß ich im Arbeitszimmer des Sekretärs des Sowchosparteikomitees, Rudolf Merker. Ich fiel aus allen Wolken...

„Hm, nach Taliza möchten Sie also..." Rudolf Merker schaute nachdenklich zum Fenster hinaus. „Ja und Sie haben keine Angst vor dem Unwetter?"
Draußen zirpten die froststeifen Telegraphendrähte.

„Johann Becker, den Sie besuchen wollen", wandte sich der Parteisekretär mir wieder zu, „kenne ich schon seit Jahr und Tag. Er geht zwar auf die 70 zu, aber glauben Sie mir, er ist ein ganzer Mann. Einst wohnte ich in Taliza einer Parteiversammlung bei. Vor ihrem Beginn berieten sich die Büromitglieder über dies und jenes. Johann Becker ist nämlich auch Büromitglied. Als die Sitzung eröffnet wurde, waren alle außer Becker anwesend. Das sah dem Becker nicht ähnlich. Da teilte der Parteisekretär mit, daß man ihn vor ein paar Stunden nach Tscherjomuschkino geschickt habe. Dort sei etwas mit der Schrotmühle nicht in Ordnung. Schon zwei Tage quäle man sich mit ihr herum. „Ich weiß nicht, ob er bald zurückkehrt', sagte der Sekretär, „er wird ja zum Umfallen müde sein... Er leitet bei uns die Volkskontrolle, müßte also heute Rechenschaft ablegen..."

In diesem Augenblick ging die Tür auf, und auf der Schwelle stand Johann Becker.
„Na, und die Mühle?" fragten wir wie aus einem Munde.
„Eine Kleinigkeit, ich mußte bloß die Korntrommel reparieren."

Rudolf Merker schwieg ein Weilchen, sann nach und sagte: „Ach, warten Sie mal, ich rufe doch die Molkerei an. Vielleicht haben Sie Glück, ein Traktor bringt jeden Tag Milch aus Tfiliza. Doch um diese Zeit könnte er schon fort sein..."

Ein paar für mich lange Minuten dauerte es, bis er mir einen ermunternden Blick zuwarf: „Der Traktor wird Sie mitnehmen. Er parkt jetzt bei der Bäckerei, er nimmt nämlich jedesmal Brot mit für das Dorf... Filzstiefel haben Sie ja an, aber meinen Schafpelz nehmen Sie unbedingt mit. Sie werden es nicht bereuen."

Von der Landstraße bogen wir in einen schmalen Waldweg, knatternd und keuchend mühte sich der Traktor über die Schneewehen, der schneidende Ostwind verbiß sich in unsere Gesichter. Erst in der Abenddämmerung erstreckte sich vor uns das Dorf. Es liegt teils an einer Anhöhe, teils in einer Senke längs der Taliza. Anheimelnder Rauch schwebt über den schneebedeckten Dächern hübscher Ziegelhäuser, bespickt von Rundfunk- und Fernsehantennen. Bei Tanja Noshkina, die das Brot an den Kaufladen abgibt, erkundige ich mich nach Beckers Wohnung, und dann stapfen wir die Anhöhe hinauf.

„Wir wohnen nebeneinander, ich und die Beckers", sagt mir Tanja, „Na, jetzt bei dem Sturmwetter wird
er vielleicht zu Hause sein. Aber sonst ist's ein Glück, ihn daheim anzutreffen. Bald ist er bei den Bauleuten, bald in der Werkstatt oder auf der Farm... Abends hat er dann immer Gespräche mit dem Abteilungsleiter im Kontor. Na, und Sie sind wohl ein Verwandter von ihm?"

„Nein, er ist mein früherer Landsmann..."
Ich klopfe an und. trete ein. Eine mollige Wärme strömt mir entgegen.
„Du, Wolodja?" empfängt mich Marie, Johanns Frau.

„Bei dem Unwetter? Ach, du lieber Himmel! Johann sieh mal, wer gekommen ist!"
Und da eilt auch schon der Hausherr mit einer Zeitung in der Hand aus dem Nebenzimmer auf mich zu. Ein kräftiger Händedruck. Aber eine Glatze hat er schon und weiße Schläfen, von hohem Wuchs, hager, aber derb und rüstig ist er noch.

„Das ist ja großartig, daß du uns auch einmal besuchst." Und sein Gesicht, in das die Jahre manche Spuren gegraben haben, strahlt.

Ich schau mich um: eine geräumige Küche und zwei Zimmer mit Geschmack eingerichtet, alles blinkt und blitzt nur so.

Und dann sitzen wir uns am gedeckten Tisch gegenüber.
„Iß", drängt mich Johann, „tu, als ob du zu Hause wärst."
„Und die Wurst — na, die haben wir selber gemacht, die mußt du auch kosten!" redet Maria auf mich ein. „Und den geräucherten Speck versuch auch... Tu doch mehr Warenje in den Tee."
Wir unterhalten uns bis spät in die Nacht hinein. Maria ist über ihr Strickzeug eingenickt. Johann redet sich mal alles von der Seele. Seinen ganzen Lebensweg läßt er mich miterleben, von der schweren Kindheit bis in die heutigen Tage.

Seine Wiege stand in einem Bauernhaus in Gnadenflur, einem deutschen Dorf in der Wolgasteppe. Vater und Mutter schufteten auf dem Gut irgendeines Hochwohlgeborenen, und der kleine Johann mußte sehr früh in den sauren Apfel beißen. Sein Vater, ein Tischler und Wagenbauer, nahm ihn zu sich als Lehrling. Die schönsten Möbel in der ganzen Umgegend stellte Gottlieb Becker her. Aber auf einen grünen Zweig kam der Meister mit seinen geschickten Händen nie. Sommers wie Winters arbeitete der Junge auf den Feldern der Großbauern. Einmal erhielt er im Herbst für drei Monate 7 Rubel Lohn. Der Vater kaufte ihm dafür Lehrbücher und ein Paar Schuhe, damit er im Winter die Schule besuchen konnte.

Mit 13 Jahren half er seinem Vater, als der eine Dreschmaschine bediente. Da mußte in ihm wohl auch die Neigung zur Technik erwacht sein. Einmal blieb er in aller Frühe wie verzaubert vor der Schmiede stehen. Hell wie Glockentöne klangen die raschen Hammerschläge in der morgendlichen Stille. Lange sah er dem Meister mit dem Schurzfell zu, wie der aus dem rotglühenden Eisen Hufeisen formte. Da kam in dem Jungen der Wunsch auf, das Schmiedehandwerk zu erlernen. Und er erlernte es.
1930 war Johann schon Vorsitzender des Sowjets in dem Dorf, wo der Kolchos „Kommintern" eben erst gegründet wurde. Den ersten Kolchos, „Sommerheim", hatten die Kulaken mit ihren Helfershelfern gesprengt. Diesmal mußte man auf der Hut sein. Viele Bauern waren für den Kolchos. Doch in ebenso vielen saß der Zweifel noch tief drin. Johann half dem Kolchosvorsitzenden, wo er wußte und konnte.

„Wohl kaum ein Tag verging, ohne daß man uns Knüppel zwischen die Beine warf", erinnerte sich Becker. „Ihr könnt uns mit eurem Kolchos den Buckel runterrutschen! Wie oft bekamen wir so was zu hören. Ich lernte mich beherrschen und bei Auseinandersetzungen nicht über die Stränge zu hauen. Geduldig erläuterten wir die Linie der Partei. Natürlich erforderte das Zeit und Kraft. Nicht überreden, sondern überzeugen mußten wir."

Klein waren die ersten Erfolge, aber es waren welche da. Die erste Milchfarm, die erste Hühnerfarm, die ersten Traktoren, Haspel- und Bindemaschinen... Der Kolchos erstarkte...
Im Dorfsowjet brannte das Licht bis spät in die Nacht hinein. Zwei Männer zerbrachen sich die Köpfe.
„Die Aussaat", sagte der Kolchosvorsitzende, „macht mich wahnsinnig. Woher das Saatgut nehmen?"
„Hm, woher? Es war doch da, das Saatgut, und es hätte auch gereicht, wenn man's dir nicht vor der Nase geklaut hätte. Mancher unserer Leute ist sich immer noch der Nächste. Denen muß man auf die Finger schauen. Das Saatgut muß..herbei, und das so schnell wie möglich, verstehst du?"

„Ja doch, deswegen hab ich gestern Nacht kein Auge zugetan..." Er rieb sich die geröteten Augen.
Abgespannt, zerschlagen ging Johann nach Hause. Stumm lag die Nacht über dem Dorf. Der Mond hatte sich aus den Wolken hervorgeschoben. Ein Hund schlug an. Ein Fahrzeug rasselte durch die Straße und hielt vor dem Tor des Nachbarn. Bei Alexander Müller. Quietschend sprang die Haustür auf. Na, was sollte Nachbar nachts noch zu schaffen haben? Johann versteckte sich hinter einem Torpfosten. Der Wagen fuhr in die nächste Gasse hinein. Das Rasseln entfernte sich rasch, doch nicht in Richtung des Kolchoshofes. Aber wohin? Jetzt wußte er's, das Fahrzeug steuerte querfeldein. Dem muß ich auf der Spur bleiben, sagte er sich. In der nächsten Straße lief ihm ein junger Bursche fast in die Arme.

„Ha, Junge, du kommst mir wie gerufen." Johann hatte ihn erkannt. Es war der Dorfvollzieher Heinrich Dais.

Am Dorfrand, wo der Feldweg nach dem „Saudämmje" hin einbiegt, ließen sie sich hinter einer Schlehenhecke nieder und warteten. Dieser Weg führte zum Standort der Brigade Nr.l.
„Gerade in dieser Brigade sind sechs Sack Saatgut verschwunden", sagte Becker. „Weißt du auch, was das bedeutet?"

Dais wußte es: Es ging um das Brot, um die künftige Ernte.
Endlich kam der Wagen zurück, er fuhr jetzt langsam.
„So", sagte Becker zu Dais, „du bleibst einstweilen sitzen, ich gehe allein. Wenn's sein muß, kommst du nach."

Johann trat auf den Weg. Im Wagen saßen jetzt drei. „Verflixt", dachte er, „das kann gefährlich werden..."

„He, Mannsleit, was habt ihr im Wagen?" rief er dann laut.
„So, so!" höhnte eine Stimme. „Und wir möchten wissen, mit wem wir's zu tun haben."
In diesem Augenblick tauchte der stämmige Dais neben Johann auf. Die drei Männer stiegen aus dem Wagen und sahen sich betroffen an.

„Ich weiß nicht, wie's kam", meldete sich einer von ihnen.
Das geklaute Saatgut lag im Wagen bis aufs letzte Körnchen.
Unruhig verlief auch die nächste Nacht für den Vorsitzenden des Dorfsowjets. In der Brigade Nr.2, die sich draußen am „Neudämrnje" befand, hatte man ebenfalls auf der Lauer gelegen und verstecktes Saatgut gefunden.

Ja, Becker gehörte nicht zu den Zaghaften, er ging, wenn nötig, durch dick und dünn. Einmal hatte man auf ihn geschossen, als der steinreiche Keilmann entkulakisiert wurde, und nur im letzten Moment konnte Becker dem Kulaken, der zum zweitenmal abdrücken wollte, das Gewehr, aus der Hand reißen. Kugeln schwirrten ihm um den Kopf, als er von einer Sitzung spät heimkehrte. Dann wieder flog ein Stein durchs Fenster, dicht an seinem Kopf vorbei...
Jahre gingen ins Land. Die Arbeit im Kolchos fiel leichter, weil es jetzt Menschen gab, die das Herkömmliche nicht mehr zufriedenstellte, Menschen, mit denen man Berge versetzen konnte. Schon im ersten Jahr als Vorsitzender des Kolchos „Komintern" hatte Johann guten Kontakt zu den Menschen. Das trug seine Früchte. Die Viehzucht ergab erfreuliche Erträge. Man buchte eine. Reiche Getreideernte. Der Kolchos, der bisher noch immer auf Darlehen angewiesen war, konnte vollends seine Schuld an den Staat tilgen. Zum erstenmal wurde der Fleischplan erfüllt und im nächsten Jahr der Getreidelieferungsplan bedeutend überboten. Zu den Helden der Erntefront zählten die tüchtigen Kombineführer Gottlieb Bär, Johann Götz, Alexander Günther und Johannes Lotz

Beachtliche Einkünfte brachte die Tabakbrigade, die aus bejahrten Frauen bestand. Und als dann eine 33 ha große Gemüseplantage angelegt wurde, gab's Nörgler und Griesgrämige. „Doch wir belehrten sie eines Besseren", erinnert sich Johann Becker. „Am Ufer des Karamans__ errichteten wir ein Pumpwerk, die Plantage lag ja nebenan. Die ganze Fläche wurde reichlich bewässert. Zuerst waren es nur einige Hausfrauen, die da arbeiteten. Doch bald darauf fragte man im Dorf: „Habt ihr schon gehört?"— „Na, diese Plantage..."— „Was denn."— „Donnerwetter! Das hot's noch nie gegewe bei uns!" Und die Hausfrauen sind alle gekommen, aus lauter Neugierde. Und sie blieben. Sie züchteten hier prächtige Tomaten, Gurken, Kohl, Wasser- und Zuckermelonen."

Der Kolchos erstarkte immer mehr. Man errichtete einen neuen Kuhstall, eine Werkstatt, Lagerräume, ein neues Kontor. Viele Landwirte bauten sich Eigenheime.Während des Großen Vaterländischen Krieges half Johann Becker im Gebiet Perm mit dem Hammer am Amboß im Hinterland den Sieg über das faschistische Raubtier schmieden. Als der ersehnte Frieden erkämpft wurde, kam er nach Taliza auf Urlaub und schaute sich bei einem Rundgang die Wirtschaft an. Abends Heß man ihn zur Kolchosversammlung rufen.

„Unsere Leute wollen Sie nicht mehr wegfahren lassen", sagte der Kolchosvorsitzende, und die Versammlung schrieb einen Brief an den Leiter von Beckers Dienststelle mit der Bitte, Becker dazulassen.
In der Wirtschaft sah es miserabel aus. Viele Männer waren aus dem Krieg nicht zurückgekehrt. Man mußte säen, aber die Sämaschinen waren nicht instand gesetzt. An der einen war das Sieb kaputt, an der anderen fehlte ein Rad. Alles mußte von neuem begonnen, Schraube um Schraube zusammengesucht werden.

Er wurde sofort als Schmied angestellt. Und jedermann sah, daß Becker nicht zwei linke Hände hat. Er sprang überall ein, wo's haperte. Bald stand er am Amboß, bald an der Hobelbank. Einmal ging er aus der Werkstatt in den Viehstall, um einen mühseligen Arbeitsgang zu mechanisieren, ein andermal deckte er ein Dach mit Blech. Ihm zur Seite stand Ernst, sein Sohn, der ihm so manche Kniffe und Griffe abluchste.
Einmal traf Johann eine aufgeregte Menge im Kontor an. Die Leute spuckten Gift und Galle. Fünfzehn bis zwanzig Kilometer weit fuhren sie ihr Korn mahlen und kehrten oft unverrichteterdinge heim. Der Müller weigerte sich, für die „Auswärtigen" zu mahlen, es sei denn, man schmierte ihm etwas aufs Brot.

Becker, der schweigend zugehört hatte, sagte endlich:
„Wenn ihr da herumschreit, ändert sich nichts. Brot muß sein, versteht sich. Und wenn dieser Müller Schmiergeld nimmt, sollte er zum Kuckuck gejagt werden. Wir machen den weiten Weg zur Mühle und haben im eigenen Dorf eine..."

„Eine Mühle? Die ist doch schon, seit Jahren außer Betrieb. Nach ihr kräht kein Hahn mehr!"
Johann und sein Sohn machten sich ans Werk. Sie brachten Mahlstuhl und Mahlstein in Ordnung, suchten Antriebsscheiben von alten Kombines für die Transmissionen. Und eines Tages sagte Johann zum Vorsitzenden:
„Fertig. Jetzt machen wir die Probe!"
Dem Vorsitzenden blieb vor Verwunderung die Spucke weg. Er sah da eine Mühle, die störungsfrei arbeitete. Auch die Riemen sprangen nicht mehr von den Antriebsscheiben, wie es früher hundertmal am Tag geschah.
Wenn Becker erzählt, höre ich in seiner Stimme Freude mitschwingen. Freude an seiner Arbeit als Leiter der Gruppe für Volkskontrolle, an seiner Arbeit, die Nutzen bringt, Freude am Beteiligsein an unserem gemeinsamen Werk.
„Wie wär's, wenn wir auf ein Stündchen zu Ernst hinuntergingen?"
Ich stimmte zu.
Daß Ernst in Vaters Fußtapfen getreten war, wußte ich bereits, auch daß er ebenso wie sein Vater von Beruf Schmied, Schlosser, Klempner, Tischler, Kombineführer, Traktorist und Schofför ist. Ein wahrer Tausendkünstler.

„Das Knobeln und Tüfteln hab ich von Vater", sagt er ohne jegliche Ziererei.
Und er erzählt von dem Beizgerät, das er selbst gebastelt hatte. Mit diesem Gerät waren binnen drei Tagen 4 000 Zentner Saatgut gebeizt. Zuvor brauchten sechs Personen drei Monate, um diese Arbeit zu verrichten. Und dann erfahre ich auch von dem Düngerstreuer, der die Mineraldünger in einem Durchgang 20 Meter breit ausstreut.

„Die Sache ist so", erklärt Ernst und deutet auf seinen Vater, „der da schmiedet gewöhnlich die Pläne, und ich führe sie aus. So war's auch, als wir damals die erste mechanisierte Tenne im Sowchos von Taliza bauten. Vater gab dabei immer den Ton an..."

Spätabends verlassen wir Ernst Beckers Wohnung. Der Wind hat sich gelegt, es ist wärmer geworden, und dicke Schneeflocken gaukeln nieder. Johann Becker schaut zum weißen Himmel empor und sagt:
„Ein herrliches Wetter, das lasse ich mir gefallen. Und der viele Schnee — das freut mich, dieses Jahr muß es eine gute Ernte geben."

 
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