Das Verhältnis der Wolgakolonisten zur Natur
Von P. S i n n e r
Wenn der Kuckuck spät nach Johanni schreit, gibts eine arme und böse Zeit. N nasser April un-n kühler Maai, bringt Frucht un' Haai. Tritt Neumond unter Regen ein, so wird für den ganzen Monat wiederholter Regen erwartet, zumal wenn das Neulicht zurückgelehnt ist, daß es „hineinregnen" kann. Liegt das Neulicht auf dem Rücken, so sind das Vorzeichen für einen regenlosen Monat.
Erscheinen am Himmel weiße Schäferwolken, so heißt es: s treibt n Schäfer noch dr Suon - s git Rege.
Wenn die Sterne in der Nacht besonders hell scheinen und glänzen, deutet dies auf zu erwartenden Regen.
Zeigt sich am Himmel ein regenbogenfarbiges Plätzchen (Widerschein von der Sonne in den Wolken), so lautet die Voraussagung „Der Himmel hot e Wassergall — mer kriehn regerig Wetter".
Bekommt die Sonne Nebensonnen oder der Mond Nebenmonde mit einem Kreise, so heißt es: „Mer häwwe drei Sunne" oder „der Mond hot n Hof - s git e arm Johr".
Wenn die Pferde anhaltend und schwer brüsten oder vor Ungeziefer sehr toben, so ist mit Sicherheit Regen zu erwarten; ebenso wenn die Kühe am Abend mit den Hörnern an einander herumspielen oder der Hund Gras frißt, die Katzen an sich herumlecken.
Wenn Hunde oder Katzen sich herumwälzen, gibts Sturm; wenn die Katze auf den Ofen
angelt, gibts Kälte.
Krähen die Hähne außer der Zeit, gibts Regen. Wenn die Hühner bei beginnendem Regen unter Obdach laufen, ist er nicht anhaltend, laufen sie aber im Regen herum, hält er längere Zeit an.
Ist Ungeziefer wie Fliegen, Flöhe, Wanzen besonders schlimm, паЫ Regen. Rufen die Krähen anhaltend und kläglich kräh! kräh! so sagt man: „Die Krappe häwwe Kreuzweh — s git Unne-wind (Südwind)".
Wenn die Unken laut rufen, unken sie Regen herbei.